REFUGEE LULLABY – Ausstellung, Film, Gesang
Einen Tag später als geplant, dafür aber regenfrei konnte die Veranstaltung stattfinden. Gelockt von seinem „Ruf der Schafe“ folgen wir dem Wanderhirten Hans Breuer in seine Ausstellung. Sie zeigt in vielen beeindruckenden Bildern Ausschnitte aus 40 Jahren seines Lebens als schafehütender Wanderhirte, als jemand der als Außenseiter wirkt und lebt.
In seinen Erzählungen und auch im Film wird klar, warum Hans Breuer dieses Leben fernab des „normalen“ Lebens gewählt hat: er entstammt einer Familie jüdischer, kommunistischer Widerstandskämpfer. Seine Mutter wurde von Nazi-Schergen gefoltert – und gab trotzdem keine Namen preis. Mit dem Bewusstsein, dass viele der Nazis nach dem Krieg wieder in das normale Leben integriert wurden und dass er jenen Menschen weitestgehend aus dem Weg gehen wollte führte dazu, dass er beschloss, sein Leben in der Natur zu verbringen.
Wir erfahren, dass es einer Berufsausbildung bedarf um ein schafhütender Wanderhirte zu werden. Aber auch viel Feingefühl, Beobachtung und Erfahrung sind notwendig um mit Herden von 500 Schafen und mehr durch die Lande zu ziehen.
Die Erlebnisse seiner Vorfahren sind es auch, die eine Hilfe für die Flüchtlinge im Jahr 2015 als selbstverständlich erscheinen lassen – nicht als Wohltätigkeit will Hans Breuer seine Tätigkeit verstanden wissen, sondern als Solidarität mit den Flüchtlingen. Und es ist die Sprache seiner Vorfahren, die ihn zum Gesang jiddischer Lieder bringt. Ob bei den Wanderungen mit den Schafen, oder bei den Fahrten mit den Flüchtlingen – diese Lieder sind immer dabei… einige Kostproben aus dem umfangreichen Repertoire ziehen auch uns in den Bann dieser Lieder und führen zu Fragen wie z.B.:
Was ist Heimat? Wo fühlt man sich daheim? Welche Umstände führen dazu, die Heimat zu verlassen? Wie lange kann man unerträgliche Lebensumstände ertragen? UND VOR ALLEM: Wie können wir in unserer kulturellen Vielfalt zusammenleben?
Regina Totz